Liebe Monika, wie schön, dass du jetzt bei uns bist. Du bist mittlerweile ein fester Bestandteil für uns Hebammen und das gesamte Geburtshaus und bringst ja schon etwas Erfahrung mit, sowohl außerklinisch als auch aus der Klinik. Magst du uns davon ein wenig berichten?

Ja, gerne. Die meiste Zeit habe ich in Kliniken gearbeitet (6 Jahre). Ich bin jetzt tatsächlich schon 9 Jahre Hebamme (lacht).
Ich habe erst in Münster gearbeitet in einem kleinen Kreißsaal, bevor ich für zwei Jahre in Peru gearbeitet habe. Dies war meiner Arbeit in der Außerklinik sehr ähnlich. Es gab dort keine starken Schmerzmittel, die Hebammen haben sehr autonom gearbeitet.
Nach Peru bin ich für eine kurze Zeit nach Wuppertal, sowohl in eine Klinik als auch im Anschluss in ein Geburtshaus. Die Klinik, in der ich kurze Zeit gearbeitet habe, war auch die Kooperationsklinik für das Geburtshaus, das war eine sehr interessante und spannende Erfahrung und hat schöne Vorteile gebracht.
Auch wenn ich sehr gerne in Wuppertal im Geburtshaus gearbeitet habe, so hat die Liebe mich nach Hamburg geführt und damit auch ins Geburtshaus hier in Altona.


Was ein Glück für uns! 🙂 Was war der Unterschied dort zum jetzigen Arbeiten im Geburtshaus hier in Hamburg?

Ich glaube der größte Unterschied ist, dass wir im Team betreuen. Das gibt mir als Person total viele Freiheiten durch die geregelten Dienste und ich sehe auch einfach den Vorteil darin, gemeinsam zu betreuen, weil wir uns als Team unglaublich gut ergänzen können. Jede Hebamme bringt wichtige Dinge und Kompetenzen mit. Das war neu und anders für mich, aber im Prinzip ist das außerklinische Arbeiten ähnlich und ist auch so, wie ich arbeiten möchte. Ich kann mir im Moment nichts anderes vorstellen und es war auch immer das, wo ich irgendwann landen wollte, eigentlich seit meiner Ausbildung.

Würdest du sagen, dass deine Zeit in Peru deine Einstellung zu Geburt und deine Arbeit stark geprägt haben?

Ja, total tatsächlich. Es war auch so der letzte Schubser, den ich gebraucht habe, um den Schritt in die Selbstständigkeit (in der außerklinischen Geburtshilfe) zu gehen. Ich durfte erfahren, dass Geburt unglaublich komplikationsarm abläuft, wenn man wenig eingreift, wenn man Geburt in Ruhe lässt und sein lässt. Wir haben in Peru sehr wenig interveniert, nur wenn es notwendig war, was selten vorkam. Ich habe gemerkt, eigentlich muss Geburt anders laufen, eigentlich müssen wir Geburt einen anderen Rahmen geben. Wir kannten die Schwangeren, wir haben Eins zu Eins Betreuung geleistet, und ich habe erlebt – das macht Geburt sicher. Und für mich war klar: Ich möchte nicht anders arbeiten. Ich möchte diese Qualitätsmerkmale haben in meiner Arbeit. Und es macht mir einfach mehr Spaß 🙂

Verglichen mit den Erfahrungen, die du in der Klinik gemacht hast und mit denen du in die Selbständigkeit gestiegen bist… ist es so, wie du es dir vorgestellt hast?

Selbstständigkeit bedeutet für mich, viel mehr Freiheiten genießen zu können. Hierarchiefreies Arbeiten im Team ist mir unglaublich wichtig, genauso wie demokratisch Entscheidungen zu treffen.
Ich finde auch, dass die Veränderungsprozesse viel schneller sind. Wenn auf Grund einer neuen Evidenz oder neuen Erkenntnis etwas umgestellt werden soll, dann geht das deutlich schneller in einem selbständigen Team, das schnell unabhängig Entscheidungen treffen und umsetzen kann.
Wir sind Hebammen, die den Schwerpunkt ihrer Arbeit, ob Kurse, Geburtshilfe, Nachsorgen und so weiter selbst entscheiden können. Ich bin darin sehr autonom und frei in meinen Entscheidungen, das ist ein schönes Arbeiten.


Was begeistert dich an Geburt?

Die Geburtshilfe ist für mich das Herzstück der Hebammenarbeit. Ich mag die umfassende Betreuung rund um Schwangerschaft über Geburt bis zur Nachsorge. Dennoch liebe ich insbesondere Geburtsbetreuungen. Mich begeistert Geburt, weil sie eigentlich so ein Selbstläufer ist. Wenn man Geburt einen geschützten Rahmen gibt, kümmert sie sich um sich selbst. Und der Körper schützt sich selbst in den aller meisten Fällen. Klar, es gibt Ausnahmefälle und dafür ist es so wichtig, dass es Hebammenbetreuung gibt – sei es zuhause, im Geburtshaus oder in einer Klinik. Es begeistert mich, dass Frauen einfach gebären können aus eigener Kraft. Dafür braucht es einen geschützten Rahmen, in dem man sich fallen lassen kann und sich sicher fühlt – und dann ist es schön, wie Kinder einfach kommen können.
Jede Geburt hat eine Geschichte zu erzählen. Das, was bei der Geburt, beim Paar, zuhause oder im Geburtshaus oder gegebenenfalls auch bei einer Verlegung passiert. Das erzählt immer eine Geschichte. Und ich finde, Geburt kann extrem beschenken. 

Danke für diese schönen Worte Moni, und für deine Perspektive auf unsere gemeinsame Arbeit.

Das Interview führte Nina Lück

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