Liebe Johanna, warum bist Du Hebamme geworden?

Die Arbeit der Hebamme habe ich durch meine Tante und eine gute Freundin meiner Eltern kennen gelernt, außerdem war für mich schon früh klar, dass ich mit Menschen arbeiten möchte. Nach dem Abi habe ich ein Jahr lang in dem Kinderheim eines Townships in Kapstadt gearbeitet und anschließend soziale Arbeit studiert. Während meines Studiums wurde mein Wunsch, Hebamme zu werden, immer größer.“

Seit wann arbeitest Du im Geburtshaus, warum hast du dir diesen Arbeitsplatz ausgesucht?

In sechseinhalb Jahren klinischer Geburtshilfe konnte ich wertvolle Erfahrung sammeln, insbesondere mit schwierigen und interventionsreichen Verläufen. Ich wollte gerne weiter geburtshilflich arbeiten, aber mit mehr Zeit für Frauen und Familien. Es erschien mir realistisch, den Frauen im Geburtshaus eine selbstbestimmte Geburt ermöglichen zu können und so habe ich im Frühjahr 2021 dort angefangen.

Was sind deine Aufgaben‚ und was magst du besonders?

Ich bin in der Geburtshilfe, mache Vorsorgen und Nachsorgen. Diese ganzheitliche Betreuung anbieten zu können und ausreichend Zeit dafür zu haben, schätze ich sehr – das ist im Klinikalltag schlicht nicht möglich. Da betreute ich bis zu sechs Frauen gleichzeitig in verschiedenen Phasen der Schwangerschaft und Geburt. Zeit zu haben und sich Zeit lassen können, sind für mich ganz besonders wertvolle Bedingungen, die mich in meiner Arbeit bereichern. Im Geburtshaus sind die Frauen sehr selbstbestimmt, sie wissen ziemlich genau, worauf sie sich einlassen. Sie sind stark und oft können sie auch besser Loslassen. Zu dem ist die Atmosphäre hier ruhig und schön. Kein Türengeklapper, keine Geräusche anderer gebärender Frauen, keine Ärzte, die dazwischen funken, kein Personalwechsel. Die werdenden Mütter können den Raum hier zu ihrem eigenen machen, das stärkt sie und auch uns. Ich habe mal eine Frau begleitet, die sich eine Art Altar im Geburtszimmer aufgebaut hatte, das wäre in einer Klinik einfach unvorstellbar.

Besonders mag ich auch die Arbeit in diesem Team. Wir nehmen viel Rücksicht und achten sehr aufeinander. Wenn mal irgendwo etwas nicht so ganz läuft, wird das schnell angesprochen. Das stärkt den Zusammenhalt und schafft Vertrauen. Ich mag zum Beispiel unser Ritual nach der Geburt sehr: Wir nehmen uns fest in den Arm, reflektieren gemeinsam den Geburtsverlauf, teilen die Emotionen und bestärken uns

Was fordert dich heraus?

Wir sind üblicherweise 24 Stunden lang in Rufbereitschaft und währenddessen nicht dauerhaft im Geburtshaus. In dieser Zeit zur Ruhe zu kommen und sie mit Freunden und Familie unbeschwert nutzen zu können, ist herausfordernd. Langsam gewöhnen wir uns an das „Vielleicht“ und lernen, damit umzugehen.

Bald ist Weihnachten. Wirst Du im Dienst sein?

Ich arbeite ganz gern an Weihnachten, dann ist es auch von außen ruhig und besinnlich und hier im Geburtshaus umso schöner. Meine Familie lebt in Hamburg, sodass ich mit meinen Besuchen flexibel bin.

Und das Neujahrsbaby, ist das wichtig für Dich?

Ich bin selbst ein Neujahrsbaby, an Silvester habe ich gerne frei.

Kannst du dich entscheiden für Elbe oder Alster?

Ich mag die Elbe, weil sie in die Ferne führt. Ich liebe das Reisen und möchte gern die Welt erkunden. Manchmal packt mich das Fernweh.

Wo warst Du schon, was möchtest Du noch sehen?

Ich bin schon viel durch Europa gereist und war neben Südafrika in Myanmar, Vietnam und auf Kuba. Gern sehen und erleben möchte ich noch mehr von Afrika. Ich kann mir gut vorstellen, dort irgendwann mal als Hebamme zu arbeiten.

Liebe Johanna, viel Glück und vielen Dank für das Gespräch.

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